Jan Gerber: Das Ende des Antifaschismus

Am 27. Juni 2011 war Jan Gerber in der Alice-Salomon-Hochschule zu Gast, um sein Buch »Nie wieder Deutschland? Die Linke im Zusammenbruch des ›realen Sozialismus‹« (ça ira Verlag) vorzustellen und dabei eine Kritik des Antifaschismus zu fokussieren. Während die Publikation vorrangig in historischer Perspektive die Auseinandersetzungen der westdeutschen Linken seit dem Niedergang der Protestbewegung in den Jahren 1967/68 bis in die Neunziger Jahre behandelt, richtet Jan Gerber in seinem Referat den Blick auf die spätestens im „Antifa-Sommer 2000“ einsetzende „Jetztzeit“. In der Berliner Republik, so seine These, ist der Antifaschismus zum konstitutiven Moment nationaler Identität geronnen und damit dort angekommen, wo er – bei aller historischen Ambivalenz – durch seinen positiven Bezug auf die Massen oder das Volk tendenziell immer schon hingehörte: in staatstragendem Konformismus. Am Beispiel der antifaschistischen Volksfront gegen die Demonstrationen bekennender Nationalsozialisten anlässlich der Jubiläen der alliierten Bombardierung Dresdens führt Gerber aus, wie gerade im Antifaschismus das Konzept der Volksgemeinschaft auflebt und fortbesteht, auch wenn nun einmal nicht Homosexuelle, Juden oder Kommunisten, sondern Nazis selbst als Volksschädlinge identifiziert werden. Dass auch reflektierte Antifaschisten sich an derartigen Inszenierungen des neuen Deutschlands beteiligen, führt Gerber auf ein Bedürfnis nach Praxis zurück, das umso stärker zur Ersatzbefriedigung drängt, wie wahre Praxis von der Realität abgeschnitten ist.

Eine Aufnahme des Referats kann nun hier angehört und runtergeladen werden.

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